Meine Geschichte
Geboren und aufgewachsen im berüchtigen Sex-Kult "Children of God", waren Schläge, Zwangsarbeit und sexueller Missbrauch alles, was ich als Kind kannte.
Im Alter von fünfzehn Jahren bin ich von meinen Eltern und der Sekte geflüchtet und habe meine Geschwister und Liebsten auf der Suche nach einem besseren Leben zurückgelassen. So begann meine musikalische Reise...
Es war ein warmer Sommertag im Juni 1996. Ich verliess die Jugendherberge in der Solothurner Altstadt. Als ich die Kopfsteinpflasterstrasse überquerte, hörte ich sanften Gesang, begleitet von einer Gitarre. Auf den Stufen zur Aare sass ein Mann namens B.R.Pearce und probte seine Musik. Er sang ein Lied, das mich ansprach. „Kleine schwarze Schaf, weine nicht, bewahre deinen Glauben und halte deinen Kopf hoch…“
Bis zu diesem Zeitpunkt war mein Leben die Hölle auf Erden. Ich ging auf den Mann zu, der am Flussufer sass, und fragte ihn, ob ich etwas auf der Gitarre spielen könne. Robert mochte meine Stimme und wir begannen zu reden. Am Nachmittag spielten wir bereits in der Solothurner Altstadt als Strassenmusiker. Ich besass damals kein Instrument, also spielten wir abwechselnd Roberts Gitarre. Was wir an dem Nachmittag verdienten, kam mir wie ein kleines Vermögen vor. Es hat zwar nicht ganz für eine zweite Gitarre gereicht, aber genug um ein Paar Bongos zu kaufen. Und so wurde ich Roberts Perkussionist. Am Abend war mir klar, dass ich meine Bestimmung gefunden hatte. Was hatte ich denn zu verlieren? Die sadistische Sekte und meinen gewalttätigen, alkoholabhängigen Stiefvater würde ich sicher nicht vermissen. Spontan mit einem mir unbekannten, 24 Jahre älteren Mann auf Reisen zu gehen, machte in diesem Moment durchaus Sinn. Ausserdem mochte ich Robert. Er begegnete mir mit Respekt und gab mir Würde. Wir sind bis heute eng befreundet.
Nachdem ich monatelang mit Robert unterwegs war, hatte ich endlich genug Geld gespart, um mir eine eigene Gitarre zu kaufen und begann so, meinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen. Robert ging zurück nach Antwerpen und ich beschloss, meine eigenen Lebenserfahrungen zu machen. Die meisten anderen Strassenmusiker nahmen mich nicht ernst. Wenn ich nach der dem Musizieren herumhing, fragten mich die Leute, warum ich nicht in der Schule sei. Ich wusste nicht wirklich, was ich antworten sollte. Meine Vergangenheit war kompliziert, unangenehm und so hielt ich meine Erklärungen kurz und vage.
Im Laufe der Jahre wurde mir klar, dass ich so viel mehr wollte, als immer wieder die gleichen alten Songs zu klimpern. Es reichte mir nicht mehr, nur Mann mit Gitarre zu sein. Als Kind war es mein größter Wunsch, klassischer Komponist zu werden, doch in den Kindern Gottes, war es schwierig an eine Schulbildung zu gelangen, geschweige denn Noten zu lesen oder zu schreiben. Ich fing an, mich in verschiedenen Kunstformen auszudrücken: Songwriting und Komponieren, Poesie, Skizzieren, Schreiben, sowie Film und Fotografie. Kunst ist für mich Leben. Es ist die Luft, die ich atme, das Wasser, das ich trinke und Nahrung für Geist, Körper und Seele.